I
196
Deutsche sein. Ihre Ordenstracht war ein weier Mantel mit schwarzem Kreuze. Vom Papste 1191 besttigt und mit allen Rechten eines geistlichen Ordens ausgestattet, liee sie sich zuerst in Accon nieder. Nach dem Verluste des h. Landes aber wandten sie sich nach Venedig. Von da wurden sie unter ihrem Gromeister Hermann von Salza im Jahre 1226 von den Polen gegen die Preußen gerufen. Drei und fnfzig Jahre lang fhrten sie mit diesem noch heidnischen Volke schwere Kriege. Endlich eroberten sie das Land und zwangen die Bewohner, die christliche Religion anzunehmen. Marienburg wurde im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im sech-zehnten Jahrhundert (1526) ging ihr Hochmeister, der Markgraf Albrecht von Brandenburg, mit den meisten Ordeusglie-dern zur lutherischen Religion der. Die brigen wandten sich nun nach dem Stdtchen Mergentheim im Wrtembergischen-Im Jahre 1809 ist dieser Orden durch den Wiener Frieden vllig aufgehoben worden.
Turniere. Das Hauptvergngen der Ritter waren die Turniere.*) Hierunter verstand man feierliche Kampf-spiele, welche den Rittern eine erwnschte Gelegenheit gaben, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Ruhm und Beifall von einer schaulustigen Menge ffentlich ein-zueruteu. Die Turniere wurden bei feierlichen Veranlassungen, z. B. bei der Krnung eines Kniges, bei der Geburt oder Ver-mhluug eines Prinzen gefeiert. Könige, Fürsten, Grafen und Städte suchten sich dabei an Pracht und Aufwand zu bertreffen. Schon eine geraume Zeit zuvor wurden die Spiele durch einen Herold angekndigt. Jeder Ritter, welcher Antheil nehmen wollte, mute sich alsdann bei den Turniervgten einschreiben lassen. Keiner wurde zugelassen, der nicht von Adel war, Kei-ner, der sich ein entehrendes Verbrechen hatte zu Schulden kom' men lassen. Die Wappen und Helme derer, welche turnieren wollten, muten einige Tage vorher zur Schau ausgestellt werden-
*) Von dem alten Worte Turnen", b. i. Ringen ober Kmpfen.
I
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Albrecht_von_Brandenburg Albrecht
245
menen Ritter für ihre und des Evangeliums Herrschaft. Schlacht
rcihcte sich an Schlacht. Das Blut fleh in Strömen. Endlich
unterlag Preußen in dem großen Vcrtilgungskriege (1283).
Preußen unter dem deutschen Orden (1283 —1525). — Mit
väterlicher Milde und Fürsorge beherrschte fortan der deutsche
Orden, welcher auch die Schwertbrüder mit sich vereinigte, das
eroberte Land. Das prachtvolle Maricnburg an der Nogat
wurde 1309 Sitz des Ordens. Derselbe erlangte durch An-
kauf sowohl Ostpommcrn mit der Hauptstadt Danzig, als auch
Esthland. Unter weiser Verwaltung blühcte sichtbar das Land
empor und wurde immer ansehnlicher und mächtiger.
Hierüber erwachte die Eifersucht der Polen und führte
viele langwierige Kriege mit dem Orden herbei, in welchem
die Kraft desselben immer mehr erlosch. Innere Zwietracht
vermehrte das Unheil. Im Frieden von Thor» 1460 mußte
er endlich die Hälfte des Landes, Wcstpreußen, an Polen ab-
treten, und der Hochmeister für die andere Hälfte, Ostpreußen,
den Lehnseid leisten. Königsberg wurde nun Sitz des Ordens,
während Marienburg verfiel. Der Orden wurde von Deutsch-
land nicht weiter unterstützt, und sein Ansehen und seine Macht
sanken immer mehr. Die Kriege mit Polen dauerten fort, bis
der zum Hochmeister gewählte Prinz Albrecht von Bran-
denburg, Sohn des Markgrafen von Ansbach und Enkel
des Kurfürsten Albrecht Achilles im Jahre 1525 zur lutheri-
schen Kirche übertrat und nun im Frieden zu Krakau das
Ordensland als ein weltliches von der Lehnshohcit der Krone
Polens abhängiges Herzogthum erhielt. Unter dem Kurfürsten
Johann Sigmund, im Jahre 1618, wurde dieses Herzogthum
Preußen für immer mit dem Kurfürstcnthume Brandenburg
vereint, wie bereits früher bemerkt ist.
53. Brandenburg und Preußen vereinigt seit 1618.
Seit dieser Vereinigung im Jahre 1018 bis zur Errichtung
der Königswürde in Preußen, 1701, also innerhalb drei und
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Königsberg Albrecht_von_Bran- Albrecht Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Sigmund Johann
343
jenseits des Rheines gelegenen Länder überließ. Auch das hart-
bedrängte Spanien söhnte sich zu Basel mit Frankreich aus
und trat demselben seinen Antheil an Domingo ab. So glor-
reich endete für Frankreich das Jahr 1795. Jedoch Oesterreichs
England, Portugal, Sardinien und Neapel blieben noch auf
dem Kampfplatze. — Inmitten jener Ereignisse im Westen und
Süden hob auch im Osten Europas ein blutiges Trauerspiel
an. Der Schauplatz desselben war das unglückliche Polen.
73. Polens Untergang (1795).
Zweite Thcilung Polens (1793). — Man hätte wohl er-
warten dürfen, daß das große Unglück, welches Polen durch
seine inneren Spaltungen und Trennungen über sich selbst be-
reits herabgerufen hatte, demselben zu einer ernsten Mahnung
und Warnung würde gedient haben. Und anfangs schien sich
dieses auch bewähren zu wollen. Als Rußland in einen Krieg
mit der Türkei verwickelt war, glaubte es, diesen günstigen
Augenblick benutzen zu müssen, um sich dem Einflüsse Rußlands
zu entziehen und die Gebrechen seiner Verfassung zu verbessern.
Im Einverständnisse mit dem Könige Friedrich Wilhelm 11. von
Preußen gab es sich eine neue Verfassung, welche, um aller
Gesetzlosigkeit und Zwietracht der Stände zu steuern, auch die
Bestimmung enthielt: Polen solle in der Folge kein Wahlreich
mehr sein, sondern eine Erbmonarchie, und nach dem Tode
des jetzigen Königes Poniatowski solle Sachsen diese erbliche
Würde erhalten. Ferner solle das sogenannte liberum Veto,
oder das Recht, vermöge dessen es jedem einzelnen Landboten
gestattet war, einen Gesetzvorschlag umzustoßen, für immer
abgeschafft sein. Der Tag, an welchem diese neue Verfassung
beschworen wurde — es war der 3. Mai 1791 — war ein
Freudentag für das Land. Aber nur von kurzer Dauer war
diese Freude. Rußland machte seinen Einfluß wieder geltend.
Ein Theil des Adels war wieder mit der neuen Verfassung un-
zufrieden. Dieser trat am 12. Mai 1792 in Targowicz
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Frankreich Frankreich Oesterreichs
England Portugal Sardinien Neapel Europas Polen Polens Sachsen
345
die Conföderation von Targowicz ihr Vergehen am Vaterlande
ein und wandte sich mit Abscheu von den Russen weg. Bald
erhob sich das ganze Volk zu einem verzweifelten Kampfe.
Madalinski und Kosciuszko stellten sich an die Spitze
der Bewaffnung, und das Häuflein der Polen focht unter
seinen hochherzigen Führern gegen die übermächtigen Russen
und Preußen den letzten Kampf der Verzweiflung. Zwar
ward mancher herrliche Sieg von den Polen errungen; jedoch
am Ende verließ sie das Glück in dem allzu ungleichen Streite.
Am 10. October 1794 erfocht der russische Feldherr Suwa-
row einen blutigen Sieg bei Maciejowice. Koseiuszko
wurde verwundet und gefangen; er sank mit dem Schmerzes-
rufe: „Finis Poloniae!“ (Polens Ende) von Kampf und
Wunden erschöpft zu Boden. Rach diesem Siege stürmte Su-
warow Praga, die Vorstadt von Warschau, und zwölftausend
Einwohner fielen als Opser der Wuth der Sieger. Wenige
Tage später ergab sich auch Warschau. Run war Polens
Schicksal entschieden; sein Ende war da. Damit aber nicht
Rußland und Preußen allein ihre Macht vergrößerten, ließ
auch Oesterreich Truppen in Polen einrücken und vereinigte
sich mit den beiden anderen Mächten zu einer dritten und
letzten Theilung. Oesterreich erhielt das zwischen der Weich-
sel und dem Bug gelegene Gebiet (West- oder Neugallizien)
mit der Hauptstadt Krakau; Preußen das zwischen dem
Riemen und der Weichsel gelegene Gebiet mit der Hauptstadt
Warschau; alles übrige östlich vom Riemen und Bug gelegene
Land kam an Rußland. Der schwache polnische König Sta-
nislaus Poniatowski lebte noch drei Jahre als Privat-
mann von einem Jahrgehalte in Petersburg. Kosciuszko
ward ehrenvoll in Freiheit gesetzt, bereisete dann Amerika,
England und zuletzt die Schweiz, wo er im Jahre 1817 sein
Leben in ländlicher Stille beschloß.
So schwand im Jahre 1795 Polen aus der Reihe der
selbständigen Staaten.
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244
schießende Gebiet an der Memel und Weichsel. Weil sie An-
wohner der Reußen oder Russen waren, so gaben ihnen die
Polen den Namen Preußen; denn dieser bezeichnet Nachba-
ren der Reußen oder Russen.*) Hier aber fand das Christcn-
thum noch keinen Eingang; der heil. Adalbert und mehrere
andere Glaubensbeten starben sogar den Märtyrertod. Da
griff der König von Polen, Voleslav 1., zum Schwerte, und
zwang die Preußen zu einem Tribute. Allein dieser Tribut
ward bald vergessen, und vor Rache griffen diese nun im wilden
Ungestüm Polen selbst an, das seitdem fortwährend der Tummel-
platz kriegerischer Einfälle blieb.
Unterdessen wurde der Same des Christenthums an der
Küste von Licfland ausgcstrcuet. Bremer Kauflcute, durch
Sturm an dieselbe verschlagen, stifteten Bekanntschaft mit den
wilden Bewohnern, baucten sich zu Jrküll an (1158), riefen
Prediger in'6 Land und errichteten ein Bisthum, dessen Sitz
später (1200) nach dem von ihnen gegründeten Riga an der
Mündung der Düna verlegt wurde. Schon im Jahre 1201
wurde hier von dem Bischöfe Albert der Orden der Schwert-
brüder gestiftet zur Behauptung der Herrschaft und zur Be-
festigung des Chriftcnthumes; und Liefland, Efthland, Kur-
land und Semgallen wurden von demselben unterworfen.
Diesen neu cmporblühenden Orden riefen die hartbedräng-
ten Polen im Jahre 1215 zu Hülfe; aber die Macht desselben
brach sich an dem wilden Ungestüme der heidnischen Preußen.
Auf's Aeußerste gebracht rief endlich, 1230, der Herzog Kon-
rad von Massovien den deutschen Orden herüber, welcher
seit dem Verluste von Palästina zu Venedig seinen Sitz hatte.
Diesem schenkten der Kaiser Friedrich 11. und Papst Gregor Ix.
ganz Preußen, um in demselben das Christenthum auszubrciten.
Mehr als ein halbes Jahrhundert stritten die herübergekom-
*) Der Name Preußen ist wahrscheinlich nur eine Abkürzung aus
Poreußcn oder Borussen; denn po bedeutet im Poln. bei oder an, und
also Poreußen oder Preußen die an oder bei den Russen (Wohnenden).
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TM Hauptwörter (200): [T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr]]
Extrahierte Personennamen: Palästina Friedrich Friedrich Gregor_Ix Gregor
344
gu einer Conföderation (Verbindung) zusammen, erließ eine
feierliche Verwahrung gegen die neue Verfassung und rief die
russische Kaiserin zum Schutze auf. Diese hatte gerade den
Türkenkrieg beendet und ließ jetzt nicht lange auf sich warten.
Sie fürchtete ohnehin die gefährlichen Folgen des großen Frei-
heitsschwindels, der sich von Frankreich aus auch über Polen
verbreitet hatte, und ließ zur Unterstützung der Conföderation
sofort ihre Truppen in Polen einrücken. Vergebens leistete
das abermals überfallene Volk unter Anführung seines großen
Kriegshelden Kosciuszko, der schon in der neuen Welt mit
feinem Freunde Washington für die Freiheit rühmlich gefochten
hatte, in mehreren Schlachten, zuletzt bei Dubienka, den
heftigsten Widerstand; es mußte der Ucbcrmacht unterliegen.
Preußen, damals schon in den Krieg mit Frankreich verwickelt,
wollte einem gleichzeitigen Kriege mit Rußland ausweichen;
auch fürchtete es die von Polen angeknüpften Verbindungen
mit den französischen Jakobinern. Daher ließ jetzt auch dieses
feine Heere in Polen einrücken, mit der Erklärung: die Sicher-
heit Preußens selbst erfordere die Besetzung der Grenzlande,
wo Parteien und Aufwiegler so viele Gefahr bereiteten.
Und nun sah Polen ein neues großes Unglück über sich ein-
brechen. Rußland und Preußen vereinigten sich zu einer
zweiten Theilung Polens, 1793. Preußen erhielt den
größten Theil von Großpolen, das jetzige Südpreußen, nebst
Danzig und Thorn und gewann dadurch eine militärische Ab-
rundung seiner Ostgrenze. Rußland nahm etwa die Hälfte
von Litthauen und wurde jetzt unmittelbarer Nachbar Oester-
reichs. Diese Macht betheiligte sich nicht an der zweiten
Theilung. Während solche dort oben zwischen Rußland und
Preußen vor sich ging, hatte Oesterreich seine Macht am Rhein
entfaltet, um die Grenzen des deutschen Reiches gegen die
Uebergriffe der Franzosen zu überwachen.
Dritte Theilung Dolens (1795). — Seitdem ging eine
dumpfe Gährung durch das ganze Land. Zu spät sah jetzt
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Extrahierte Personennamen: Kosciuszko Dubienka
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Polen Frankreich Polen Polens Danzig Thorn Oesterreich Rhein
195
Großmeister Hermann von Salza im Jahre 1226 von den
Polen gegen die Preußen gerufen. Drei und fünfzig Jahre
laug führten sie mit diesem noch heidnischen Volke schwere
Kriege. Endlich eroberten sie das Land und zwangen die Be-
wohner, die christliche Religion anzunehmen. Marienburg wurde
im Jahre 1309 die Residenz des Hochmeisters. Im sechzehnten
Jahrhundert (1526) ging ihr Hochmeister, der Markgraf Albrecht
von Brandenburg, mit den meisten Ordensgliedern zur luthe-
rischen Religion über. Die übrigen wandten sich nun nach
dem Städtchen Mergentheim im Würtembergischen. Im Jahre
1809 ist dieser Orden durch den Wiener Frieden völlig aufge-
hoben worden.
Turniere. — Das Hauptvergnügen der Ritter waren die
Turniere?) Hierunter verstand man feierliche Kampfspiele,
welche den Rittern eine erwünschte Gelegenheit gaben, Proben
ihre Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Ruhm und
Beifall von einer schaulustigen Menge öffentlich einzuernten.
Die Turniere wurden bei feierlichen Veranlassungen, z. B. bei
der Krönung eines Königes, bei der Geburt oder Vermählung
eines Prinzen gefeiert. Könige, Fürsten, Grafen und Städte
suchten sich dabei an Pracht und Aufwand zu übertreffen. Schon
eine geraume Zeit zuvor wurden die Spiele durch einen Herold
angekündigt. Jeder Ritter, welcher Antheil nehmen wollte, mußte
sich alsdann bei den Turnicrvögtcn einschreiben lassen. Keiner
wurde zugelassen, der nicht von Adel war, Keiner der sich ein
entehrendes Verbrechen hatte zu Schulden kommen lassen. Die
Wappen und Helme derer, welche turnieren wollten, mußten
einige Tage vorher zur Schau ausgestellt werden. Ritter und
Damen unternahmen die Prüfung. Auch die Rosse, Streitkolben,
Schwerter und Rüstungen wurden zuvor in Augenschein genom-
men und untersucht.
In Deutschland wurden die Turniere gewöhnlich auf dem
Markte oder auf einem anderen freien Platze in der Stadt ge-
*) Von dem alten Worte ,Mrnen", d. i. Ringen oder Kämpfen.
13*
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_von_Salza Albrecht
von_Brandenburg Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Städtchen_Mergentheim Würtembergischen Deutschland
190
Jahre 1696 von den Polen zu ihrem Könige erwählt worden
war, in ein Bündniß, dem gemäß sie über dem königlichen Kna-
den herfallen und sich gemeinschaftlich in seine Länder theilen
wollten. Aber wie hatten sich Alle in dem Knaben verrechnet!
Karl brach sogleich nach Dänemark aus, belagerte die Hauptstadt
Koppenhagen und jagte dem Könige einen solchen Schrecken ein,
daß dieser noch in demselben Jahre (1700) zu Travendahl
den Frieden annahm. Nachdem er den ersten Feind zur Ruhe
gebracht hatte, ging er rasch auf den zweiten, die Russen, los,
welche, achtzigtausend Mann stark, die Festung Narwa in Esth-
land belagerten. Obschon Karl's Heer nur aus achttausend Mann
bestand, so griff er dennoch mit diesem Häuflein am 30. Novem-
der 1700 den zehnmal stärkeren Feind an. Schon in einer
Viertelstunde war der Sieg für die Schweden entschieden. Grauen-
voll war die Niederlage und Flucht der Russen. Dennoch er-
schütterte dieser Unfall Peter's große Seele nicht. „Ich weiß cs
wohl, — sagte er — die Schweden sollen uns manchmal schla-
gen; aber wir lernen! Die Zeit wird kommen, wo wir sie
wieder schlagen werden. Diese Schlacht soll, denke ich, die Russen
aus ihrer Trägheit reißen und sie zwingen, zu lernen, was
sie nicht wissen!" Des blutigen Weges zu solchem Ziele
achtete er wenig!
So hatte der junge nordische Held in einem Jahre zwei
Feinde geschlagen; nun sollte die Reihe an den dritten, den König
von Polen, August Ii., kommen. Karl hatte nichts Geringeres
im Sinne, als ihn ganz vom Throne zu stoßen und horte nicht
auf die Bitten seines Feindes. Er drängte ihn und seine Sach-
sen aus Liefland und Kurland, schlug diese bei Elissow und
Pultusk in den Jahren 1702 und 1703 und brachte die
Polen dahin, daß sie den jungen geistreichen Stanislaus
Lesczinski zu ihrem neuen Könige wählten. August floh
nach seinem Lande Sachsen zurück. Aber auch dorthin folgte
ihm der junge Held und trieb ihn so in die Enge, daß
dieser, um nicht zuletzt auch Sachsen zu verlieren, demü-
tbigst um Frieden bat. Diesen erhielt er zu Altranstädt
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl August Karl Karl Elissow Stanislaus
Lesczinski August
199
gebaueten Städte. Marienburg wurde der Sitz des Ordens.
Unter weiser Verwaltung blühete sichtbar das Land empor und
wurde durch bedeutende Gebietserweiterungen immer ansehnlicher
und mächtiger.
Hierüber erwachte die Eifersucht der Polen und führte viele
langwierige Kriege mit dem Orden herbei, in welchen die Kraft
desselben immer mehr erlosch. Innere Zwietracht vermehrte das
Unheil. Im Frieden zu Thorn, 1466, mußte er endlich die
Halste des Landes, Westpreußen, an die Polen abtreten, und
der Hochmeister für die übrige Halste den Vasalleneid leisten.
Der Orden wurde von Deutschland nicht weiter unterstützt und
sank immer mehr in seiner Macht. Die Kriege mit Polen
dauerten fort, bis der zum Hochmeister gewählte Priuz Alb recht
von Brandenburg 1525 zur protestantischen Kirche übertrat,
und im Frieden zu Krakau das Ordensland als ein von Polen
lehnbares Herzogthum erhielt. Statt der Ordensobern wur-
den nun vier Landrathe eingesetzt, welche die vier höchsten Beam-
ten des Herzogthumes waren. Doch schon mit seinem blödsinnigen
Sohne Albrecht Friedrich erlosch seine Linie in Preußen (1618),
worauf dieses Herzogthum an die von Polen mitbelehnte branden-
burgische Kurlinie, unter Johann Sigismund, kam. Dieser starb
schon 1619; sein Sohn und Nachfolger, Georg Wilhelm,
(1619 — 1640) trat wahrend des dreißigjährigen Krieges nicht
gegen den Kaiser auf, weil er cs für unrecht hielt, gegen das
Oberhaupt der deutschen Nation zu kämpfen. Auch sein Sohn
und Nachfolger, Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst,
(1649 —1688) ergriff das System der bewaffneten Neutralität
und erhielt für den an Schweden überlassenen Theil von Pom-
mern die Stifte Magdeburg, Halberstadt, Minden und Camin.
Bei der traurigen Lage, in welcher sich damals Polen wegen der
Kriege mit Schweden befand, gelang es ihm, Preußen durch den
Vertrag von Welau 1657 von der polnischen Oberhoheit zu
befreien und sich die volle landesherrliche Gewalt über sein Herzog-
thum zu erwerben, welches aus dem Doppelkerne Preußen und
Brandenburg herrlich emporblühete. So wurde er der eigentliche
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Johann_Sigismund Johann Georg_Wilhelm Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Marienburg Polen Thorn Westpreußen Deutschland Brandenburg Krakau Schweden Magdeburg Halberstadt Minden Welau Brandenburg
289
besetzen. So nahmen Rußland und Preußen, im Jahre 1793,
eine zweite Theilung vor; Rußland nahm sich 4000, Preu-
ßen 1000 □ Meilen. Zum Beschlüsse wurden 20,000 Mann
von der polnischen Armee unter die ^russische gesteckt, weil die
Republik nur 16,000 Mann behalten sollte.
Seitdem ging eine dumpfe Gahrung durch das ganze Land.
Zu spat sah jetzt die Conföderation von Targowicz ihr Vergehen
am Vaterlande ein und wandte sich mit Abscheu von den Russen
weg. Bald erhob sich das ganze Volk in edeler Begeisterung;
Junge und Alte, Arme und Reiche brachten wetteifernd ihr Opfer
auf den Altar des tief beleidigten Vaterlandes. Madalinski
und Kosck'usko stellten sich an die Spitze der Bewaffnung,
und das Haustein der Polen focht gegen die übermächtigen Russen
und Preußen den letzten Kampf der Verzweiflung. Zwar ward
mancher herrliche Sieg von ihnen errungen; jedoch am Ende verließ
sie das Glück in dem allzu ungleichen Streite. Am 10. Octo-
der 1794 erfocht der russische Feldherr Suwarow einen bluti-
gen Sieg bei Matschiewicz. Kosciusko selbst wurde verwun-
det und gefangen; der edele Held sank mit dem Schmerzesrufe:
„Finis Polomae!“ (Ende Polens) von Kampf und Wunden er-
schöpft zu Boden. Rach diesem Siege stürmte Suwarow Praga,
die Vorstadt von Warschau, und hielt hier ein Mordfest, wie
einst zu Ismail. Zwölftausend Einwohner, ohne Unterschied des
Alters und Geschlechtes, wurden ein Opfer der Grausamkeit der
Sieger. Gleich hierauf ergab sich auch Warschau. Dann theil-
ten sich die Sieger in den Überrest des Landes; Ostreich wurde
mit zur Theilung berufen. Dieses erhielt den südlichen, Rußland
den östlichen Theil; das Übrige nebst Warschau, das jetzige Süd-
preußen, kam an Preußen. Der schwache König Stanislaus Po-
niatowski ging nach Petersburg und lebte dort von einem Gna-
dengehalte.
So schwand im Jahre 1795 das sonst so blühende Polen,
früher die kräftige europäische Vormauer gegen die anstürmenden
Volker des Ostens, aus der Reihe der selbständigen Staaten.
ul. Thc-l. -r. Aufl.
19
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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